Wieso wir ein Tempolimit brauchen

Deutschland hat als einziges Land in der EU noch kein Tempolimit auf Autobahnen. Dabei wäre das ein wichtiger Schritt für die Umwelt und uns Bürger.

Ein paar gute Gründe in Kürze:

  • Ein Tempolimit reduziert den Ausstoss von Benzin und Diesel. Auf diese Idee war übrigens Deutschland während der ersten Ölkrise im Jahr 1973 schon gekommen. Da wurde ein generelles Tempolimit von 100 km/h auch auf Autobahnen eingeführt, um Sprit zu sparen. Ganz schön klug, die Politiker damals.
  • Der Verkehrsfluss wird gleichmäßiger, wenn die Fahrzeuge durch ein Tempolimit nicht mehr so stark unterschiedlich schnell unterwegs sind. Dadurch reduzieren sich Stau und Stress.
  • Durch den ruhigeren Verkehrsfluss und die geringeren maximalen Geschwindigkeiten sinkt das Risiko für Unfälle. Die 6.000 Schwerverletzten und über 400 Todesfälle auf den Autobahnen sollten uns ein Tempolimit wert sein!
  • Die E-Automobilität profitiert von einem Tempolimit. Denn die Reichweite von Elektro-Mobilen nimmt stark ab, umso schneller sie gefahren werden. Sind größere Entfernungen zu überwinden, bleiben höhere Geschwindigkeit den Verbrennungsmotoren vorbehalten. Mit Tempolimit reduziert sich dieser Reichweiten-Nachteil. Darüber sollte sich die Industrie eigentlich freuen. 

Selbst Gegner eines Tempolimits wie der ADAC müssen knurrig zugeben, dass ein Tempolimit gut für die Umwelt sein wird:

Unter Zugrundelegung des Handbuchs für Emissionsfaktoren (HBEFA) ergibt sich bei einem Tempolimit von 130 km/h für die Pkw-Flotte des Jahres 2019 ein CO2-Einsparpotenzial in der Größenordnung von bis zu 2 Millionen Tonnen pro Jahr. (ADAC)

Die Aufregung der Auto-Lobby verstehe ich nicht. In Deutschland gibt es schon auf 30 Prozent aller Autobahnkilometern generelle Geschwindigkeitsbegrenzungen. In Bremen beispielsweise gilt  generell Tempo 120. Und auf vielen anderen Autobahn-Kilometern werden durch Baustellen, Staus und überholende Lastwägen temporäre Tempolimits errichtet.

Für mich wird durch dieses politische Tempolimit-Theater wieder einmal deutlich, wie sehr die deutsche Politik von Industrie-Interessen gelenkt wird. Das Bühnenstück „Generelles Tempolimit auf Bundesautobahnen“ wird reflexartig nach kurzer Spielzeit vom Spielplan genommen.

Umso mehr hat mich der mutige Schritt von dem baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann gefreut. Hat er doch tatsächlich gewagt, auf einer Teilstrecke der A81 „Tempo 130“ durchzusetzen. Wie nicht anders zu erwarten haben auch diesmal CDU/CSU und FDP sich sofort lautstark dagegen ausgesprochen: „Nein, in Deutschland darf es nicht noch mehr Verbote geben. Und überhaupt…“

Fazit

Ich kann keine wirklich stichhaltigen Argumente finden, die gegen ein Tempolimit sprechen. Ausser, dass für einige Mitbürger dann die Freude am Fahren etwas vergällt wird. Der Nutzen für alle überwiegt das allerdings bei Weitem. Wünschen wir also einem mutigen Minister wie Winfried Hermann viel Rückgrat und Durchhaltevermögen!

Und bis dahin halte ich es für eine gute Idee, einfach so zu tun als gäbe es schon das Tempolimit und mit 130 km/h Höchstgeschwindigkeit zu fahren.


Titelbild: PixabayCreative Commons CC0

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