Archiv der Kategorie: Klima

Selbstversuch: Öffis statt Auto

Werktäglich pendle ich zwischen Wohnort und Arbeitsplatz. Pro Woche kommen so über 120 Kilometer zusammen. Eigentlich wollte ich schon öfters mal Bus und Bahn nutzen. Aber… es gab einfach zu viele „Abers“. Mal eine kleine Auswahl:

  • Aber die Fahrt mit Bus und Zug dauert doch viel länger als mit dem Auto!
  • Aber das ist doch viel komplizierter als mit dem eigenen Auto – und Umsteigen muss ich auch noch!
  • Aber wenn ich immer pünktlich aus dem Haus muss um den Bus zu bekommen, dann bin ich Morgens gehetzt und angespannt!
  • Aber das kostet doch so viel mehr!
  • Aber wenn ich Abends etwas in der Stadt unternehmen möchte, komm ich dort mit den ÖPNV nicht so einfach hin!
  • Aber am Abend fahren die Züge nur noch im Stundentakt nach Hause und nach 22:30 Uhr garnicht mehr – das schränkt mich zu sehr ein!
  • Aber wenn ich den letzten Zug nach Hause um 22:25 Uhr nicht bekomme, sitze ich fest!
  • Aber wie kommen die schweren Einkäufe vom Markt nach Hause?

Es ist einfach bequem zu wissen, dass mein Auto geduldig auf mich wartet, bis ich mit meiner morgendlichen Routine fertig bin. Es entspannt, dass ich am Abend jede Veranstaltung bequem erreichen kann, egal wo sie ist. Es erleichtert, die schweren Einkäufe bequem auf der Rückbank transportieren zu können. Und es ist angenehm, nie auf die Uhr schauen zu müssen, weil der Bus sonst vor der Nase weg fährt.

Bei einer Fahrt im Auto erklärte ich meinen Kindern gerade, was Autoabgase für die Umwelt bedeuten. Und da fragte mich meine kluge Tochter, wieso ich denn Auto fahre, wenn das die Luft so verpestet und mir Umweltschutz so wichtig ist. Wie weise doch Kinder sind!

Diese einfach Nachfrage hat mich dazu bewegt, mir für das Jahr 2018 vorzunehmen, das Auto an mindestens drei von fünf Werktagen stehen zu lassen und mich im Selbstversuch meinen Abers zu stellen. So lasse ich mich seit Januar auf das Abenteuert ÖPNV ein. Zunächst mit dem Bus in den nächsten größeren Ort. Und von dort mit dem Zug weiter nach Freiburg. An zwei Tagen kutschiere ich meine Kinder von und zur Schule, da bleibe ich einem starken „Aber“ noch treu. Mal sehen, vielleicht kippt das auch noch.

Erfahrungen

Erstaunlich ist, wie ich das Abenteuer werte: Als sehr bereichernd! Ich genieße es, unter anderen Menschen zu sein. Auch wenn an der Bushaltestelle nicht mehr als ein kurzer Blickkontakt und freundliche „Guten Morgen“ dabei ist – irgendwie fühle ich mich mit meinen Mitreisenden verbunden. Ich merke, wie sehr ich die wenigen Minuten im Zug genieße, entweder indem ich mich entspanne, die anderen beobachte, oder die Zeit zum Lesen nutze – ein Luxus, denn dazu fand ich ansonsten kaum noch Zeit.

Letztens bin ich zu meinem Musikunterricht in den Außenbezirken von Freiburg gefahren. Ich stieg eine Station zu früh aus, weshalb ich etwas gehetzt die Bushaltestelle auskundschaften musste, von wo aus die Reise weiter gehen sollte. Es war eine schön Erfahrung, dank hilfsbereiter Menschen die Bushaltestelle rechtzeitig zu erreichen.

Einmal bin ich zwar in die richtige Straßenbahnlinie, jedoch in der falschen Fahrtrichtung eingestiegen und kam zu einem Termin 20 Minuten zu spät. Und merke, wie ich entspannter mit solchen Situationen umgehe. Denn beschleunigen kann ich die Straßenbahn nicht, wenn ich mir ärgere.

Das Abenteuer ÖPNV geht weiter. Morgen wird meine Zugverbindung wegen Baumassnahmen bis zum Jahresende eingestellt. Das wird bestimmt chaotisch. Ich freue mich darauf 😉

Was bringt es der Umwelt

Jede Woche bringt mein VW-Bus 100 km weniger auf die Straße. Das spart jährlich 450 Liter Diesel und stolze 1.188 Kilogramm CO2. Und natürlich kommen weniger  Rußpartikeln und andere giftigen Inhaltsstoffen in die Natur. Und die Betreiber der ÖPNV freuen sich über meine kleine Unterstützung.

Fazit

Das hätte ich nicht gedacht: Ein Gewinn von Lebensqualität durch die Nutzung von Bus und Bahn. Und auch, weil ich meinen Werten dadurch etwas treuer geworden bin.

Sicher habt Ihr auch viele berechtigte „Abers“ so wie ich. Vielleicht wagt Ihr dennoch einfach auch mal das Experiment?

Wieso es so wichtig ist, dass wir Bio-Produkte kaufen!

„Bio liegt im Trend“ schrieb die Bundesregierung  im Jahr 2013. Und tatsächlich sind Bio-Produkte inzwischen überall erhältlich. Dennoch haben sich von allen landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland nur etwa 8% dem ökologischen Landbau verschrieben. Laut Umweltbundesamt stagniert diese Zahl. Für einen Trend reichlich dünn.

Bio-Lebensmittel gelten als gesünder. Aber teurer. Und somit geben viele Käufer einer perfekt geformten billigeren Salatgurke aus „normaler“ (moderner, industrieller, intensiver) Landwirtschaft den Vorzug vor der schrumpeligen teureren Ökogurke. Diese befindet sich im Supermarkt in einem abgesonderten Bereich für teure Bio-Produkte. Oft noch in Plastikfolie verpackt, schwierig für alle, die auf Plastik verzichten möchten. Kein Wunder, dass Ökolandbau eine Randerscheinung bleibt.

Intensive Landwirtschaft: Monokulturen sichern hohe Erträge

Die intensive oder industrielle Landwirtschaft hat gerade in den Nachkriegsjahren zu einer unglaublichen Steigerung von Ertrag und Gewinn gesorgt. Unsere Supermärkte sind prallvoll mit diesen Produkten.

Diese Ertragssteigerung erfordert möglichst große Ackerflächen mit nur einer Pflanzensorte – also Monokulturen. Diese lassen sich hervorragend und sehr wirtschaftlich durch intensiven Einsatz von Landmaschinen be-ackern. Gleichzeitig wird dabei die benötigte Zahl von menschlichen Arbeitskräfte minimiert.

Monokulturen sind anfällig für Krankheiten und „Schädlinge“, dagegen helfen Pflanzenschutzmittel. Für den optimalen Ertrag bastelt die Agrar-Industrie fleißig am Saatgut herum, auch durch Gen-Technologie. Und teure Düngemittel geben dem Pflanzenwachstum einen deutlichen Wachstumsschub.

Monokulturen gibt es auch in der „Fleischproduktion“. Die Steigerung von Gewinn und Ertrag erfordert ein Maximum an Tieren auf einem Minimum an Stallfläche. Menschliche Arbeitskräfte werden durch den hohen Grad an Automatisierungen minimiert.

Durch die gedrängte Haltung sind die Tiere anfällig für Krankheiten und müssen mit Arzneimitteln wie Antibiotika geschützt werden. Durch Züchtung und Gentechnologie wird an einer Optimierung des Ertrags gearbeitet, dabei kommt dann das Turbo-Huhn oder die Turbo-Milchkuh heraus.

Tatsächliche Kosten der Lebensmittel

Die Produkte der intensive Landwirtschaft sind deutlich billiger als die aus dem Ökolandbau. Die dadurch das Nachsehen haben.

Das ist nicht fair! Würde unser Wirtschaftssystem alle Kosten der Lebensmittel-Produktion mit einberechnen, wären die Produkte der intensiven Landwirtschaft erheblich(!) teurer als die des Ökolandbaus.

Leider wird der größte Teil der entstehenden Kosten auf die Allgemeinheit – spricht: uns! – abgewälzt. Diese Kosten entstehen durch Umweltbelastung, Zerstörung des natürlichen Boden-Ökosystems, unwiederbringlichen Verlust von Artenreichtum, Belastung des Bodens mit Schwermetallen und bedenkliche Belastungen des Grund- und Trinkwassers bis hin zu negativen Auswirkungen auf die Ozonschicht. Gar nicht zu reden von dem großen Leid der Millionen sogenannten „Nutztiere“.

Wir bezahlen dafür nicht an der Kasse im Supermarkt. Sondern mit unserer Gesundheit, steigenden Kosten im Gesundheitssystem, teurerem Wasser, Steuererhöhungen, Verlust von Lebensqualität – und die Tiere, Pflanzen und Bodenlebewesen „bezahlen“ unfreiwillig mit.

Das alles für „billige“ Lebensmittel?

Beispielsweise vergiftet der intensive Einsatz von Düngemitteln unser Grundwasser. Die Entsorgung überschüssiger Gülle aus der Massentierhaltung auf den Feldern und Wiesen tut das ihre dazu: ein Drittel des Grundwassers in Deutschland ist dadurch laut Umweltbundesamt bereits verschmutzt bis ungenießbar.

Pflanzenschutzmittel töten nicht nur die Insekten oder Pilze. Sondern finden sich ebenfalls in Gewässern und in unseren Lebensmitteln wieder. So wurden Rückstände von Pestiziden in Salat, Gurken und schlussendlich in der Muttermilch gefunden. Das ökologische Gleichgewicht und die Artenvielfalt wird durch diese Gifte, durch Monokulturen und Düngemittel bedroht.

Wer Fleisch isst, nimmt nicht nur Stresshormone auf, sondern Antibiotika und andere Arzneimittel. Dass diese Stoffe auch in unserem Körper weiter ihre Wirkung tun, sollte eigentlich nicht verwundern. Oder?

Ökolandbau

Ökolandbau dagegen erhält eine vielfältige Landschaft und eine Vielfalt von Arten. Spannenderweise ist diese Art von eher „kleinteiligen“ Feldern mit regionalen und alten Arten für unsere Anpassung an den selbst verschuldeten Klimawandel wichtig. Die Risiken von Rückständen und multiresistenten Keimen ist deutlich verringert, weil die Bio-Produktion weitgehend  ohne Agrarchemikalien und ohne Einsatz von Antibiotika erfolgt.

Für uns alle sind Produkte aus Ökolandbau auf lange Sicht die preiswertere Alternative. Irgendwann werden uns die Folgekosten der industriellen Landwirtschaft über den Kopf wachsen. Und was dann?

Unsere Verantwortung!

Sind die Landwirte allein verantwortlich für diese Umweltzerstörung? Nein – solange wir Produkte aus industrieller Landwirtschaft kaufen, solange sind wir verantwortlich, dass die Felder und unser Grundwasser vergiftet wird!

Mit jedem Kauf eines „herkömmlichen“ Lebensmittels entscheide ich mich, die Umweltzerstörung durch intensive Landwirtschaft zu fördern.

Ob sich das jeder leisten kann, wird hitzig debattiert. Siehe Utopia.de „Bio essen kann jede/r sich leisten“ oder die Selbstversuche, angestoßen durch BIORAMA. Meine Empfehlung ist: Wer kann, der sollte. Umso öfter, desto besser.

Was tun?

  • Bevorzugt regionale Bio-Produkte, wann immer es geht (und sie nicht in Plastik verpackt sind)
  • Kauft auf Wochenmärkten ein. Bevorzugt dort Demeter oder Bioland. Fragt nach, wie die Produkte angebaut werden – also wie nahe die Produktion an Ökolandbau ist.
  • Viele Bauernhöfe haben einen Hofladen. Auch wenn kein Bio drauf steht könnte doch viel Bio drin sein. Auch hier gilt: Einfach nachfragen.

 

Das Flugzeug mal am Boden lassen…

Auf Flughäfen fasziniert mich immer wieder, dass es ein Flugzeug mit all den vielen Menschen in seinem Bauch es schafft, sich kraftvoll vom Boden zu lösen und hoch in die Lüfte zu erheben. Weltweit geschieht das täglich fast 100.000 mal. Allein im Juni 2016 waren das drei Millionen Starts!

Das braucht viel Energie. Diese wird durch Verbrennung von Flugbenzin – dem Kerosin – in den Turbinen erzeugt. Jeden Tag verbrennen Flugzeuge eine Milliarde Liter Kerosin! Eine Milliarde Liter Kersosin. Jeden Tag! Und es wird immer mehr – der Flugverkehr wächst jährlich um 3 Prozent.

Leider ist das Fliegen auch eines der umweltsündigsten Verkehrsmittels welche uns erlaubt, unsere persönliche Klimabilanz eindrucksvoll zu ruinieren: Pro Flugkilometer entstehen 211 Gramm Kohlendioxid. Bei einem Flug von Frankfurt in die Dominikanische Republik kommen 2,8 Tonnen zusammen. Das ist fast das Dreifache dessen, was ein Mensch in einem ganzen Jahr verursachen dürfte, damit unser Weltklima einigermaßen stabil bleibt. Dazu kommen Stickoxide, Ozon, Sulfate und Ruß.

Das Kritische dabei: Die Schadstoffe wirken in den Flughöhen dreimal schädigender auf das Weltklima wie unten am Boden. Zudem verbleiben sie dort durchschnittlich ein Jahr bis es zum Absinken kommt. Dann haben wir den Dreck auf unseren Feldern.

Fliegen ist ein Milliarden-Geschäft mit einer starken Lobby. Und das mit Erfolg: Internationale Flüge sind Mehrwertsteuerfrei. Wir Steuerzahler überweisen satte Beihilfen für Flughäfen. Und wie sonst erklärt sich, dass das Flugbenzin seit 1944 von der Mineralölsteuer befreit ist?  Alle paar Jahrzehnte ist das Thema „Kersosinsteuer“ zaghaft auf der politischen Bühne – um kurz darauf wieder zu verschwinden. Eine mutige und umweltfreundliche Politik steuert anders.

Dabei würde eine faire Besteuerung Bus und Bahn wieder im Vergleich zum Fliegen attraktiver machen. Oder umweltfreundlichen Antrieben einen Auftrieb geben. Wie Flugzeugen mit Elektro-Antrieb. Auf die dürfen wir uns dann in 30 Jahren freuen.

Bis dahin helft der Erde, indem ihr Flüge vermeidet. Oder zumindest bei der Reise-Buchung nach einer Möglichkeit zum CO2-Ausgleich fragt (siehe meinen Artikel zur Klimakompensation). Damit wird Fliegen zwar nicht sauber, ihr erkauft der Erde jedoch Zeit, bis die Menschheit diese Herausforderung wirklich nachhaltig gelöst hat.

Wir schaffen das! Was tun?

 


Titelbild: Roland Zumbühl / CC-BY-SA-3.0

Heilen wir unsere Ozon-Schutzschicht!

Im Jahr 1986 wurde zum ersten Mal ein saisonales „Loch“ in der Ozonschicht über der Antarktis entdeckt. Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, wie das Thema  „Ozonloch“ danach fast täglich in den Medien geisterte?

Wird die Ozonschicht dünner, gelangt mehr UV-B-Strahlung auf die Erde. Die Sonnenanbeter unter uns werden schneller braun bis rot. Die Fälle von Hautkrebs häufen sich. Insgesamt wird unser Immunsystem geschwächt und es treten mehr Gendefekte auf. Für die Wasserbewohner sind die Folgen gravierend, denn UV-B zerstört mit dem Plankton den Ausgangspunkt der Nahrungskette in den Ozeanen. Und für uns Landbewohner kommt es zu verringerten Ernteerträgen, da viele Pflanzen durch höhere UV-B-Strahlung schlechter wachsen.

Damals verging kein Tag in den Medien ohne neue Ozonloch-Schreckensnachrichten. Die Pharma-Industrie half aus durch neue Sonnencremes mit höheren UV-Schutzfaktoren.

Die Menschheit KANN sich zusammen tun und ändern!

Politiker und Wissenschaftler rauften sich ob dieser Schreckensszenerien zusammen. Erstaunlicherweise blieb es nicht nur bei Gerede und Schuldzuweisungen. Sondern es wurde tatsächlich etwas unternommen: Im Montrealer Protokoll von 1987 verbieten die Vereinten Nationen die Herstellung und Verwendung von Substanzen, welche die Ozonschicht schädigen. Weltweit machen 197 Staaten mit. Und so wurde die Zunahme von neuem FCKW in der Atmosphäre drastisch reduziert.

Mir macht das Mut: Bei großen Bedrohungen können wir Menschen uns global zusammen rotten und tatsächlich etwas Positives erreichen (auch wenn wir erst dann konsequent handeln, wenn es fast zu spät ist und der entstandene Schaden bedrohliche Ausmaße angenommen hat…)!

Gefahr gebannt?

Die Welt atmete auf. Aus den Medien verschwand das Ozonloch.

Nüchtern betrachtet ist es für uns und alle anderen Lebewesen auf der Erde nicht wichtig, ob das Ozonloch sich schließt oder nicht. Wichtiger ist die Gesundheit unserer gesamte Ozon-Schutzhülle unseres Planeten. Und der geht es nicht gut: Alle 10 Jahre nimmt die Ozonschicht in der Stratosphäre um über 3% ab. Die UV-B-Belastung nimmt um etwa den gleichen Faktor zu.

Während also unsere Schutzhülle immer dünner wird, leisten Wissenschaftler sich einen Streit, ob sich das Loch schließt oder nicht: Im März 2015 schreckt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der Nachricht auf, dass das Ozonloch die größte Ausdehnung seit dem Rekordjahr 2006 habe! Es soll mit etwa 26 Mio. Quadratkilometern mehr Raum einnehmen als ganz Nordamerika. Im Sommer 2016 verwirrt ein Spiegel-Bericht mit der genau gegenteiligen Behauptung, dass sich das Ozonloch langsam schließt.

Klar, dass die Politiker zu verwirrt sind, um neue Maßnahmen zu beschließen. Die wären aber dringend notwendig. Und zwar sofort – denn wenn wir abwarten bis wir wissen was stimmt, ist es zu spät.

Wie dringend ein schnelles Handeln ist, zeigt das Beispiel FCKW: Seit dem Montrealer Protokoll und den weltweiten Anstrengungen kommt zwar wirklich wenig neues FCKW in die Atmosphäre. Allerdings ist es damit nicht verschwunden, denn es hat eine Lebensdauer bis zu 85 Jahren. Das FCKW aus dem Jahr 1987 wird somit bis 2072 weiterhin sein Unwesen treiben.

Mit Lachgas ist nicht zu spaßen!

Und: FCKW nicht das einzige Klimagas, welches unsere Ozonschicht angreift. Heute spielt in der Stratosphäre das Lachgas trotz seines lustigen Namens eine traurige Rolle. Denn dieses Gas mit der chemischen Bezeichnung Distickstoffmonoxid (N2O) ist die heute größte Gefahr für die Ozonschicht! Beim Montrealer Protokoll wurde es leider vergessen.

Biokraftwerke und Verbrennung von Biomasse lassen N2O entstehen. Es entströmt den Auspuffen von Autos mit Katalysator. Größter Verursacher ist allerdings unsere intensive Landwirtschaft mit ihrem Einsatz von künstlichem Dünger. Jedes Jahr blasen wir zehn Millionen Tonnen Lachgas in die Atmosphäre. Und das mit Langzeitwirkung: Lachgas hat in der Atmosphäre eine Lebensdauer von 150 Jahren!

Laut dem DLR könnte die Entwicklung des Ozonlochs in Zukunft durch Bromverbindungen beeinflusst werden. Nach aktuellem Kenntnisstand ist eine Einschätzung dieser Problematik derzeit noch nicht möglich. Wie wir inzwischen wissen sollten wir handeln, bevor es zu spät ist.

 

Wir schaffen das!

So haben Bemühungen, eine wachsende Menschheit zu ernähren, durch den Abbau von Ozon genau den gegenteiligen  Effekt. FCKW in den Kühlschränken. Lachgas aus künstlichem Dünger. Das Treibhausgas Methan aus der Milch- und Fleisch-Wirtschaft heizen die Erde an. Wir Menschen verändern die Atmosphäre der Erde, zum Nachteil von uns und allen Lebewesen.

Aber wir können auch anders – das haben wir durch unsere Anstrengungen von 1987 bewiesen.

Helft mit!

  • Kaufe bevorzugt Bio-Produkte. Denn sie setzen kein N2O durch künstlichen Dünger frei.
  • Lasse das Auto im öfters stehen, das vermeidet das klimagiftige Lachgas.
  • Verzichte immer wieder auf Fleisch- und Milchprodukte. Damit kommt weniger Methan in die Ozonschicht. Lies dazu Fleisch: Die Grillsaison für unser Klima.

Der Welt Zeit gewinnen – Klimakompensation

Dem Klima unserer Erde geht es nicht besonders gut. Der CO2-Gehalt steigt seit der Industrialisierung bedenklich an. Die Folgen sind deutlich sichtbar – und ich mache fleißig mit.

Denn schädliche Klimagase blase ich bei jeder Autofahrt in die Umwelt. Der Konsum jeder neuen Ware hat durch ihre Produktion eine stinkende Giftwolke verursacht. Ganz zu schweigen von Flugreisen, die so starke Auswirkungen haben dass ich dieses Verkehrsmittel aus meinem Repertoire gestrichen habe. Und nicht zu vergessen die Viehwirtschaft (darüber habe ich in einem älteren Artikel geschrieben).

Allerdings möchte ich nicht alles aus meinem Leben streichen um Klimaneutral zu werden. Natürlich ist nicht jede Autofahrt absolut notwendig. Aber einige kann ich verdammt gut begründen, auch wenn mein schlechtes Umweltgewissen mit fährt.

Und so hat eben dieses schlechte Umweltgewissen mich dazu gebracht, mich mit dem Thema „Ausgleich von Klimaverschmutzung“ auseinander zu setzen. Fachleute nennen das „Freiwillige Kompensation“. Über acht Prozent der Deutschen haben sich damit auch schon beschäftigt und mindestens einmal ihre Emissionen durch Klimaschutzprojekte „abgegolten“. Flugreisende können das beispielsweise direkt beim Reiseanbieter oder der Fluggesellschaften machen.

Moderner Ablasshandel – Freiwillige Kompensation

Dieses „Abgelten“ funktioniert ähnlich dem Ablasshandel im Mittelalter: Geld bezahlen, Klimasünden getilgt. In unserer modernen Zeit ist es nicht die Kirche, sondern es sind auf  Klimakompensation spezialisierte Organisationen. Den Beichtstuhl ersetzen sie durch  Online-Rechner, mit denen sie die Anzahl von zu kaufenden Klimazertifikaten berechnen. Je nach Organisation kostet so ein Zertifikat zwischen 10  bis 60 Euro pro Tonne CO2-Äquivalent.

Diese Organisationen bieten typischerweise drei Möglichkeiten, was mit meinem Geld passieren soll:

Renaturierung: Es werden Bäume angepflanzt oder trocken gelegte Moore wieder vernässt. Beide sind tolle CO2-Senken. Das bedeutet, sie lagern die durch mich in die Umwelt gebrachte Menge an Kohlendioxid ein. Diese Renaturierung ist nicht nur toll fürs Klima, sondern es freuen sich viele Tiere über ihren zurück gewonnenen Lebensraum.

Projekte zur Klimaverbesserung: Mein Geld fließt in Projekte, die Klimagase einsparen. Beispielsweise werden damit in Ländern wie Afrika oder China Windkraftanlagen gebaut. Dadurch haben die Menschen dort sauberen Strom und brauchen für ihren steigenden Bedarf nicht noch mehr Kohle oder Diesel verfeuern. Dem Weltklima ist es egal, ob eine in Deutschland begangene Umweltsünde in China ausgeglichen wird. Somit sind die meisten Angebote zum Ausgleichen auch sehr International.

Zertifikate „verteuern“: Es werden Verschmutzungsrechte der Industrie aufgekauft und vernichtetEs gibt nämlich eine unfreiwillige Kompensation in 39 der 194 Ländern der Welt. Dort bestimmen Gesetzte, dass industrielle Klimasünder ihre Luftverschmutzung durch Klimazertifikate wieder ausgleichen müssen. Wenn nun solche Zertifikate gekauft und vernichtet werden, können diese nicht mehr für neue Luftverschmutzungen herhalten. Die verbleibenden Zertifikate werden nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage teurer.

Kritik.

Wurden die Sünden im Mittelalter wirklich getilgt? Und wie verhält es sich mit unsere heutigen Klimasünden? Wer profitiert eigentlich davon?

Nachhaltig ist eine Klimakompensation nur, wenn die Sünden für immer ausgeglichen werden. Und das sind sie definitiv nicht!

Denn Bäume werden irgendwann wieder abgeholzt. Oder verbrennen im trockenen Sommer. Wenn nicht in zehn Jahren, dann vielleicht in hundert. Zumal es sowieso nicht genug Waldfläche gibt, um die Klimasünden der Menschheit auszugleichen. Moore werden wieder trocken gelegt, wenn die Fläche gebraucht wird. Hat die Industrie keine Klimazertifikate mehr oder wird es ihr zu teuer („Wettbewerbsnachteil“), dann werden unsere Politiker der Industrie neue Zertifikate drucken lassen. Oder den Ablasshandel aussetzen.

Es ist egal, wann meine Klimasünden wieder frei gesetzt werden. Selbst wenn es nur in hundert Jahren wäre – Angesichts des Alters der Erde nur ein Augenzwinkern später. Aus Sicht der nächsten Generationen reine Augenwischerei.

Es ist auch klar, dass nicht alles Klimageld beim Klima ankommt. Denn verdienen möchten am Ablasshandel viele. Wie die Erdöl-Gesellschaft, die mir den sündige Sprit beschafft. Die Mitarbeiter einer Ablass-Organisation wie AtmosFair oder Prima-Klima. Die wollen natürlich auch leben. Und am Ende die Menschen, welche sich an einem Aufforstungsprojekt beteiligen. Verdient hat wohl auch derjenige welcher früher die Bäume abgeholzt hat, die ich jetzt wieder anpflanzen lasse. Nicht zu vergessen der Staat, der sowohl bei den abgeholzten Bäumen, beim Sprit als auch bei der Wiederaufforstung seine Steuern kassiert.

Allein Nachhaltig ist der Bewusstseinswandel!

Nachhaltig ist ausschließlich ein Bewusstseinswandel zu einem achtsamen Lebensstil. Nur wenn wir Menschen es schaffen, freundlich und achtsam mit der Erde umzugehen, werden wir es schaffen, das Weltklima und damit die Lebensgrundlage von uns und allen anderen Lebewesen auf diesem Planeten nicht weiter zu schädigen.

Bis dahin ist es ein weiter Weg.

Der viel Zeit benötigt. Während dessen kann die freiwillige Kompensation das akute Klimaleiden des Planeten milden. Und sie schafft bei allen ein im Geldbeutel spürbares Gefühl für ihre persönliche Auswirkungen auf das Klima. In unserer kapitalistischen Gesellschaft nicht zu vernachlässigen.

Ich persönlich möchte nicht bei einer der Kompensations-Organisationen Zertifikate kaufen. Lieber spende ich mein Geld an vertrauenswürdigen Non-Profit-Organisationen, die sich diesem Bewusstseinswandel verschrieben haben. Das sind für mich Organisationen aus dem Bereich Umweltschutz, Achtsamkeit und Nachhaltigkeit.

Und arbeite weiter an meinem persönlichen achtsameren Lebensstil…

Was tun?

 


Titelbild: Bundesarchiv, Bild 183-1989-1228-300 / CC-BY-SA-3.0