Taschentücher. Nachhaltig.

Nasskaltes Wetter – die Nasen laufen um die Wette. An allen Ecken und Enden wird geschnieft und in flauschige, weiße Papiertaschentüchern geschnäuzt.

Das war nicht immer so: Mit der Marke „Tempo“ begannen in Europa Papiertaschentücher erst ab 1929 die bisher genutzten Stofftaschentücher zu verdrängen. Das schafften sie, weil die Menschen unsicher waren, ob nach deren Wäsche noch gefährliche Keime in den Stofftaschentücher lauerten.

Heute können wir mit Gewissheit sagen, dass Stofftaschentücher durchaus hygienisch verwendbar sind. Wir könnten also das Rad zurück zu drehen. Und das sollten wir auch…

Papiertaschentücher und deren Auswirkung auf die Umwelt

Bei Papiertaschentüchern bedeutet Plastikmüll. Jeweils 10 Tücher bieten sich uns zum  Naseputzen in einem Plasik-Päckchen an. Im Supermarkt können wir diese Päckchen im Sammelpack durch Plastik gebündelt kaufen.

Auch wenn Papiertaschentücher aus dem nachwachsenden Rohstoff „Holz“ bestehen – sie sind alles andere als klimaneutral: Angefangen von den CO2-Emissionen durch die weiten Transportwege des Holzes aus dem Wald zur Fabrik bis hin zur Zellstoffgewinnung, die laut Umweltbundesamt sehr energie- und wasserintensiv ist und kritische Emissionen entstehen lässt.

Deutlich weniger umweltbelastend sind Taschentücher aus Recyclingpapier. Diese sparen mehr als die Hälfte an CO2. Leider verwenden fast alle Hersteller frischen Zellstoff.

Nach dem Gebrauch landen die nicht recycling-fähigen Papiertaschentücher im Restmüll. Aufwändig erzeugter Zellstoff von jährlich mehreren Milliarden Taschentüchern wird so dem Kreislauf entzogen. Würden sie in bei einem Ausflug in der Natur „entsorgt“, verschandeln sie bis zu 5 Jahre lang die Landschaft. Nachhaltigkeit geht anders.

Das Tempo rausnehmen!

Manchmal reist das Holz für die papiernen Taschentücher aus fernen Ländern an. Wie vor einigen Jahren noch bei Tempo (ob das heute noch so ist, ist mir unklar…): Zumindest bis zum Jahr 2006 bestanden die Tempo-Taschentücher hauptsächlich aus Eukalyptus-Holz. Dieses wuchs in brasilianischen Monokulturen und sorgte für das „Plus ein Weichheit“. Regenwälder und deren indigene Bewohner mussten für den Anbau gewaltsam weichen. Schade, dass Tempo erst nach massiven öffentlichen Druck durch Robin Wood sich zumindest von einem der übelsten Holzlieferanten getrennt hat.

Damit das Papiertaschentuch hygienisch weiß aussieht muss es gebleicht werden. Laut Ökotest erreichen die meisten Hersteller das auch ohne giftiges Chlor. Nur Feeling, Gut & Günstig Supersoft, Regina Softis und wieder einmal Tempo fielen im Test mit Chlorbleiche auf.

Und noch eine Unfassbarkeit fand ich bei meinen Recherchen: Tempo ist auf der Liste von Firmen, welche Tierversuche durchführen! Für Taschentücher! Da kann ich nur den Kopf schütteln. Für mich ist ganz klar – Tempo-Taschentücher kommen mir nicht mehr ins Haus.

Wenn Papier, dann mit blauem Engel!

400px-be_logo_juryumweltzeichen_menschumwelt-svgFalls ihr Papiertaschentücher kauft, dann achtet unbedingt auf Produkte aus Recyclingpapier. Die erkennt ihr an dem Gütesiegel „Blauen Engel“. EDEKA scheint solche aus dem Sortiment genommen zu haben. Macht nichts, es gibt Alternativen: Soft&Sicher bei dm, Alouette (Rossman), memo Recycling (memo), Mach Mit! (Rewe), Öko-Purex, WEPA Taschentücher… Die gesamte Liste findet Ihr direkt auf der Webseite vom Blauen Engel.

Noch machen bei Papiertaschentüchern aus Recycling weniger als zwei Prozent des Taschentuch-Umsatzes aus. Das können wir ändern!

Stofftaschentücher zur Rettung der Laufnasen!

Für mich gibt es genug gute Gründe für Stofftaschentücher. Da fällt kein Plastikmüll an, sie lassen sich mehrfach verwenden und schonen dadurch die Umwelt, besonders wenn sie    aus Bio-Baumwolle oder „Second-Nose“ (also gebraucht) sind. Die weichen Taschentücher aus Baumwolle findet nicht nur meine Nase sehr angenehm, auch die Nasen vieler Allergiker scheinen das zu freuen, wie Internet-Foren berichten.

Gebrauchte Stofftaschentücher gibt es von Eltern oder Großeltern, von Freunden (deren Eltern), bei eBay-Kleinanzeigen, eBay selbst oder einfach nach „Stofftaschentücher gebraucht“ googeln. Neue Taschentücher aus Bio-Baumwolle verkauft der Online-Shop Kulmine.

Und so hält Zuhause eine kleine Kiste viele hübsche bunte Taschentücher griffbereit. In der Winterzeit begleitet mich immer eines davon in der Hosentasche. Dafür ist es ratsam, sich nicht die Hosentasche mit überdimensionierten Herrentaschentücher auszubeulen, sondern zur kleinere Varianten zu greifen.

Die Sache mit der Hygiene…

Beruhigend finde ich, dass bei 60 Grad in der Waschmaschine die Keime kaputt gehen. Höhere Temperaturen sind dafür nicht notwendig. Deshalb dürfen die benutzten Tücher mit in die 60 Grad-Wäsche, die sowieso auch ohne sie anfallen würde (falls ihr nicht so heiß wascht, meint Wasteland Rebel, übergießt die Taschentücher vor der Wäsche mit kochendem Wasser und lässt sie 15 Minuten darin stehen). Wer an der Keimfreiheit zweifelt, bügelt die Taschentücher und tötet damit auch den letzten Übeltäter.

Und so freut sich meine Laufnase darüber, vom Stofftaschentuch sanft trocken getupft zu werden. Das Taschentuch darf dann auch gern mehrfach verwendet werden, ohne dass es eklig wird. Denn mit den eigenen Keimen kann man sich selbst nicht (mehr) anstecken. Allerdings nach einem ausgiebigen Schnäuzen findet das Tuch zügig seinen Weg in den Wäschekorb.

Auf verschnupften Ausflügen darf ein Vorrat an frischen Stofftaschentücher mitkommen. Die benutzten sammeln sich in einer kleinen Box, bis sie nach dem Ausflug die Wäsche bereichern. Wer das zu unhandlich findet kann immer noch für unterwegs auf eine Packung Recycling-Papiertaschentücher zurück greifen.

Was tun?

  • Besorgt Euch Taschentücher aus Stoff. Und genießt das angenehme weiche Gefühl an der Nase.
  • Wenn Papiertaschentücher, dann nur mit dem Blauen Engel gekennzeichnete Marken – und macht einem Bogen um umweltschädliche Taschentücher aus dem Mainstream.

10 Gedanken zu „Taschentücher. Nachhaltig.

  1. sanftmut

    Stoff-Taschentücher kann man sich auch recht leicht aus alten Hemden etc. nähen.
    Unterwegs und auch zu Hause schnäuze ich mir die Nase am liebsten mit Wasser (und trockne meine Hände danach nicht mit Handtuchpapier ;)) Aber Stofftaschentücher begleiten mich auch immer.

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    1. Martin Autor

      Gute Idee, die aus alten Hemden zu machen. Mit Wasser zu schnäuzen verbraucht am wenigsten Ressourcen – wobei ich das für mich (noch) nicht vorstellen kann… Liebe Grüße Martin

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      1. widerstandistzweckmaessig

        Hallo!

        Spannend, ich schnäuze auch am liebsten nur mit Wasser, weil es am schonendsten zur Nase ist. Aber sonst verwende ich schon seit über 20 Jahren Stoff.

        Zur Wäsche – man muss gar nicht so rumzicken wegen den Keimen. Wenn man wirklich Bedenken hat, dann bitte die Taschentücher bügeln. Dann sind sie keimfrei!

        lg
        Maria

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  2. zauberweib

    Du schreibst mir aus der Seele! Papiertaschentücher gehn gar nicht! Absolut nogo! Selbst bei einer dicken Erkältung bleibe ich meinen Stofftaschtentüchern treu – dann gibts halt mal ne Waschmaschinenladung mit fast nur TaTüs.
    Die können auch geupcycelt werden, z.B. aus alten Hemden, (Baumwoll-)Schlafanzügen o.ä.

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  3. Philipp

    Dein Beitrag hat mich echt zum Nachdenken gebracht. Denn so viele Gedanken habe ich über Papiertaschentücher tatsächlich noch nicht gemacht (außer, dass es die von Memo auch aus Recycling-Papier gibt) und ich habe auch noch gar keine Stofftaschentücher besessen. So etwas gab es bei uns früher nie. Aber das ändert sich ab sofort: wie mir meine Frau sagte, hat sie noch eine ganze Menge Stofftaschentücher von der Oma im Schrank. Die werden ab sofort benutzt. Hoffen wir nur, dass es noch lange hin ist bis zur nächsten triefenden Nase. 😉

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  4. Martin Autor

    Finde ich klasse von Euch! Dazu kommt noch, dass Papiertaschentücher in der Natur 5 Jahre brauchen, bis sie verrottet sind. Also: Immer mit nehmen. Dann doch lieber das Stofftaschentuch. Liebe Grüße, Martin

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  5. Pingback: Stofftaschentücher sind wunderbar weich zur Nase ein Umstieg lohnt sich | Plastikfreier leben

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